Politik

 

Politik oder „üwwerhaupt kein politischer Künstler“

Paul Stein verarbeitet in seinen Skizzenbüchern zahlreiche politische Anlässe und Geschehnisse. Auffallend ist zunächst, dass die bildliche Darstellung stellenweise eine politisch etablierte Ikonographie aufnimmt, aber in einen mehrdeutigen Motivzusammenhang stellt. So werden Herrschaftssymbole aufgegriffen, jedoch ohne eindeutige politische Aussage (z. B. B 23: 5633/34).

 

Im Vergleich zu den Bildern wirken die Äußerungen in den oftmals Texten eindeutiger. Schreibend reflektiert Paul Stein beispielsweise über gegenwärtige Kriege: Häufig wird in Berichtsform geschildert, kommentiert, Vermutungen werden aufgestellt, Schlüsse gezogen, Warnsignale gesendet. Dabei wirken manche seiner Überlegungen wie Aphorismen:

 

„In der Politik wie vor Gericht: Es gibt nicht DIE WAHRHEIT. Am Ende ist das die Wahrheit, was zum Erfolg führte.“ (B 80: 016478)

 

Scharf kritisiert Paul Stein eine aggressive US-Kriegspolitik im Zweiten Golfkrieg (1990/91), im Irakkrieg (2003) und im Afghanistankrieg (seit 2001). In Buch 20, das während des Zweiten Golfkrieges entstanden ist, hinterfragt Stein wiederholt einen US-amerikanischen weltpolitischen Führungsanspruch.

 

Einige seiner politischen Bemerkungen haben einen ausgeprägt sarkastischen Charakter. Häufig verbindet sein beißender Spott globale Weltpolitik und alltägliche Beobachtung. Insbesondere die Gaststätte wird zum Umschlagplatz, an dem globale Probleme und lokale Beschränktheit aufeinandertreffen:

 

„Ich bin gegen Krieg. Das sagt doch jeder, selbst der letzte Thekenturner, der sich darüber freut, wie die Amis Bomben auf den Irak werfen.“ (B 20: 4501)

 

Auch deutsche Innen- und Parteipolitik wird in den Texten mehrfach kritisiert. Im Jahre 1994 notiert er, dass es keine einzige Partei gäbe, die ihn zufrieden stellen würde. Dem Tod Willy Brandts (1992) hingegen widmet Paul Stein eine Seite, die in Form eines Epigramms Verehrung und Erinnerung, aber auch Tilgung und Vergessen verdichtet (B 23:5579).

Dennoch beschreibt sich Paul Stein als unpolitisch:

 

„ […] ich bin üwwerhaupt kein politischer Künstler – will es auch gar nicht sein […] “
(B 18: 004187)

 

PAUL STEIN

Redaktion: Dr. Kirsten Prinz

Gestaltung: Harald Schätzlein I ultraviolett.de