B 6: 1288/89
B 20: 4853
B 69: vorderer Buchdeckel
Auf den ersten Blick scheint es, als habe Paul Stein eine ausschließlich negative Einstellung gegenüber Religion. Betrachtet man hingegen die Skizzenbücher in ihrer Gesamtheit, fällt auf, dass Steins Aussagen über Religion in sich widersprüchlich sind. Zweifellos richten sie sich gegen die Art der kirchlichen Religionsvermittlung, die dem 68er-Geist welteng und reaktionär vorkommen. Dennoch sind seine Aufzeichnungen und Bilder von einer bemerkenswerten Spannung geprägt: In ihrer Rhetorik erteilen sie dem christlichen Glauben eine Absage, gleichzeitig sind sie Teil einer intensiven Auseinandersetzung mit Gottesbildern und christlichen Glaubensvorstellungen.
Oft prangert Stein eine starre, unkritische religiöse Haltung an, die etablierte Deutungsmuster lediglich reproduziert. Dennoch zeugen zahlreiche religiöse Motive und Zitate von der Bibelfestigkeit Paul Steins.
Trotz seiner ablehnenden Haltung gegenüber einer kirchlich geprägten Glaubensvorstellung diente diese als permanenter Anreiz seines eigenen Schreibens und der Entwicklung eines (anti-)religiösen Bildinventars. Dabei entgegnen den karnevalesk-grotesk selbsterschaffenen Gottesbildern vielfältige Darstellungen von Kreuz und Gekreuzigtem.
In seinen Texten sind Religionskritik und Selbstironie häufig eng miteinander verbunden. Schonungslos ist somit nicht nur der Aufstand gegen Gott, sondern auch gegen sich selbst.
Redaktion: Dr. Kirsten Prinz
Gestaltung: Harald Schätzlein I ultraviolett.de