Paul Steins intensive Beschäftigung mit Zahlen ist bereits auf dem ersten Blick offensichtlich: Noch vor dem Öffnen des Buches signalisiert die Nummerierung und die aufwändige Gestaltung des Buchdeckels, um welches der neunzig Skizzenbücher es sich handelt.
Ebenso viel Aufmerksamkeit verwendet Stein auf die gestempelte Seitennummerierung. Die Seitenzahlen der Bücher sind akribisch durchnummeriert und beginnen mit der Zahl 0001 im Buch 1 und hören mit der Zahl 019051 im Buch 90 auf. Neben der Nummerierung der Bücher und Seiten nimmt Paul Stein häufig Tagesdatierungen vor und übernimmt somit die Struktur des Tagebuchs. Hierfür nutzt er sowohl arabische als römische Zahlen, teilweise ausgeschriebene Monatsnamen (vgl. B 4: 0829).
B 4: 0829
Zudem erscheinen Ziffernfolgen losgelöst von ihrer alltäglich-funktionalen Verwendung und dienen als Mittel für grafisch-künstlerische Formexperimente. Geradezu obsessiv erscheinen ganze Doppelseiten, die sich auf das „Zahlenschreiben“ (B 18: 04153) konzentrieren. Dabei treiben Ziffern und Zahlenreihen selbstzweckhaft den Zähl-und Zahlenfluss voran.
Die Zahlen machen stets darauf aufmerksam, dass es sich auch bei den Skizzenbüchern um einen vor(aus)läufigen Prozess handelt. So füllt ein Text oder eine Zeichnung eine Seite und eine neue muss zählend begonnen werden.
B 15: 3547 (Zeitgeplänkel)
Zahlen sind ein starkes ordnungsschaffendes Prinzip in Paul Steins Skizzenbüchern. Die zahlreichen Ausdrucksformen in Bild und Sprache sind allein über die fortlaufende Seitennummerierung wieder auffindbar. Die Seitenstempelung dient somit als Orientierung bietendes und bewahrendes Prinzip, aber auch der Bestätigung des Wachsens und Sammelns.
Zählwerke spielen in der Wahrnehmung und Darstellung Paul Steins eine nicht zu unterschätzende Rolle. So notiert er den Wasserstand der Mosel ebenso wie die exakte Laufzeit von gehörten Musikstücken, zitiert Fußballergebnisse, collagiert oder imitiert Rechnungsbelege.
B 55: 12290
Redaktion: Dr. Kirsten Prinz
Gestaltung: Harald Schätzlein I ultraviolett.de